1835 – 1907 Italien
In Übersetzungen von
Der Ochse
Dich lieb ich, frommes Tier!
Dein sanftes Bild
Strömt Kraft und Ruhe meinem
Herzen ein.
O feierlich, ein Denkmal, wie
aus Stein,
Stehst du und schaust in’s
fruchtbare Gefild.
Wie beugst du dich dem Joch
gefaßt und mild,
Gewandter Menschen schwerer
Knecht zu sein!
Sie schlagen, schelten dich,
doch alle Pein
Stört deinen Gang nicht, macht
den Blick nicht wild.
Aus deinen Nüstern, dunkel,
feucht und breit,
Wölkt Atems Dampf, wie
Aufgebot zum Tanz
Jauchzt dein Gebrüll, in klare
Luft befreit.
Und in der Augen herbem, süßem
Glanz
Spiegelt die Welt sich ruhig,
ernst und weit:
Göttlicher Frieden ebnen
grünen Lands.
Schweigen der Nacht
O tiefe Nacht, die weit und
einsam blaut,
Sichtbarer Schlaf du der
erschaffnen Welten
Auf öden Höhn, wo böse Wetter
schelten,
Und auf der erde, die der
Mensch bebaut –
Und Schatten ihr, von keuschem
Licht betaut,
Und Himmel du mit glitzernden
Gezelten,
Formen des Lichts, die unserm
Schicksal gelten,
Ihr, allen Wesen mystisch
angetraut –
Und du auch, Pilgrim silberner
Gefilde,
Der seiner Strahlen klares,
bares erz
Auf jede Brust legt mit der
selben Milde –
O sagt, was soll dies Sehnen
rätselwärts
Uns arme Gilde irdischer
Gebilde?! –
Doch ihr bleibt ohne Regung,
ohne Herz.
Der Schatten
Ich bin nicht einer, der bei
Freundesmahlen,
Im Rausch des Weines Lust und
Kurzweil sucht;
Mir lebt ein starrer Geist in
harter Zucht,
Und meine Stunden sind voll
Ekelsqualen.
Der Zorn nur stärkt mein Herz
aus bittern Schalen,
Zum Flammentod in eigner Glut
verflucht;
O meiner Hoffnungsjahre grüne
Bucht,
Wie sah ich all dein Blühen
früh verfahlen!
Selbst der Gedanken rege
Schöpferkraft
Ist mir zur Zeit versiegt, und
stumm belauern
Die leeren Tage mich
gespensterhaft.
Nur einen Schatten fühl ich
mich umtrauern;
Der ist voraus auf dunkle
Wanderschaft
Und ruft mich nieder zu den
kühlen Schauern.
Wilde Fahrt
Es keucht mein einsam Schiff, gepeitschter
Flanken!
Die Möwen schrein. Mit
brausendem Gewicht
Rammt uns die Flut, und wie
zum Weltgericht
Heult Donner auf und
schmettern Blitzes Pranken.
Zurück zum Land erinnernde
Gedanken
wenden das tränenfeuchte
Angesicht,
und Blick der Hoffnung, matt
geworden, bricht
An Rudertrümmern und
zerschellten Planken.
Doch mitten in der Elemente
Schlacht,
Sie übertönend mit Gesanges
Macht,
Ruft kühn von Bord der Genius
meiner Dichtung:
Rudert, Verzweifelte, dieweil
noch Zeit –
Zum Nebelhaften der Vergessenheit,
Zum weißen Klippenstrande der
Vernichtung!